Der Kormoran ist Vogel des Jahres 2010

Phalacrocorax

Der Name Phalacrocorax carbo sinensis („aus China“) des bei uns heimischen Kormorans lässt auf eine zugewanderte Art schließen. Steinzeitliche Funde belegen allerdings sein Vorkommen in unseren Breiten seit der letzten Eiszeit. Der Zusatz „sinensis“ bezieht sich auf Abbildungen die gezähmte Kormorane zeigen. Diese wurden in China traditionell zum Fischfang abgerichtet und  gehalten.

Verwandschaft und Aussehen

Foto: (Jörg Gröger)
Foto: (Jörg Gröger)

 

 

•    Kormorane gehören wie Pelikan oder Basstölpel zur Ordnung der Ruderfüßer.

•    Die Familie der Kormorane zählt weltweit rund 40 Arten.

•    Kennzeichnend für den Kormoran ist das metallisch glänzende, größtenteils schwarze Gefieder.

•    Jungtiere sind braun gefiedert. Jugendliche Vögel besitzen oft auch weiße Partien an der Unterseite.

•    Unsere Kormorane werden ca. 80 bis 100 cm groß und erreichen ein Gewicht von 1700 bis 3000 Gramm.

Brut und Lebensgemeinschaft

•    Kormorane leben mit bis zu mehreren hundert Tieren in Kolonien zusammen. Diese Kolonien schützen sie besser vor natürlichen Feinden wie den Seeadler.

•    Sie legen drei bis vier hellblaue Eier, die sowohl Weibchen als auch Männchen bebrüten.

•    Die Jungen schlüpfen blind nach 23 bis 29 Tagen. Sie werden mit vorverdautem Fisch von den Eltern aufgezogen. Nach ca. 6 bis 7 Wochen verlassen die Jungtiere das Nest, können aber erst nach 2 Monaten vollständig fliegen.

•    Zum Winter hin ziehen die Kormorane sich als Teilzieher oder Zugvögel in ihre Winterquartiere in Süddeutschland bis nach Nordafrika. Bis März kehren sie wieder in die Brutkolonie zurück.

Nahrung und Jagd

Der Kormoran jagd fast ausschließlich Fische zwischen 10 und 20 cm Länge. Seltener auch Krebse und Aal.

Bei Tauchgängen in bis zu 30 Metern Tiefe werden die Fische erbeutet. Hierbei kann er 90 Sekunden unter Wasser bleiben.

Meist bei geringen Sichtweiten jagen Kormorane gemeinschaftlich, wobei ein Fischschwarm einkreist oder in die Enge getrieben wird.

Der Konflikt

Der Kormoran zieht sich immer wieder den Zorn von Anglern und Teichwirten zu. Er klaut, was die anderen beiden für späteren Ertrag in die Gewässer setzen. Und genau in der Güte dieser Gewässer sehen wir einen Grund für das Problem...

Das Problem

•    Abwässer und Düngemittel gelangten ungekärt in Still- und Fließgewässer.
•    Der steigende Nährstoffgehalt begünstigte einige wenige Fischarten.
•    Der Mensch entfernte die Ufervegetation und versuchte durch Fischbesatz die ihm genehmen Arten zu fördern.
•    Dennoch konnten bei vielen Fischarten keine stabilen Bestände entwickelt werden, weil geeignete Laich- und Versteckmöglichkeiten in den Uferzonen fehlten.
•    Fischjäger wie der Kormoran, vor 100 Jahren fast ausgerottet, fanden viel Futter und ihre Population stieg entsprechend an.


Das Gleichgewicht zwischen den Tier- und Pflanzenarten in den Gewässern ist heute gestört.

Mögliche Abhilfen für den Teichwirt

•    Überspannen der Teiche mit weitmaschigen Drähten (Maschenweite 5 bis 10 Meter) hindert den Kormoran an der Landung.

•    Akustische Vergrämungsanlagen wie der "Seeadler K1", der die Kommunikation der Kormorane stört.

•    Verscheuchen mit Flatterband, Vogelscheuchen, Ballonen oder menschlicher Präsenz.

Konsequent weitermachen ...

...    müssen wir in den von uns Menschen veränderten Gewässern mit der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie:

•    Klärtechniken weiter verbessern und das Einschwemmen von Düngemitteln und Schadstoffen immer weiter reduzieren.

•    Rückbau von Flussbegradigungen zur Reduzierung der Fließgeschwindigkeiten von Flüssen.

•    Ansiedlung einer vielfältigen Ufervegetation.

... das Ergebnis

•    eine stabile Artenvielfalt in unseren Gewässern. Alle Arten werden ihre Nische finden

•    Durch ausreichende Laich- und Versteckmöglichkeiten nachwachsende Fischbestände

•    Rückgang der Kormoranpopulationauf auf ein für den jeweiligen Lebensraum verträgliches Maß.

Text: Patricia Cantarella, Carola De Marco, Christian Lynen